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Fanfiction – Eine angenehme Geisel

Chapter 1 | Chapter 2

Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte von Ninzin, bei der ihr mitbestimmen könnt, wie es weiter gehen soll. Schreibt einfach eure Vorschläge und Ideen in das Formular unten ein - wir sind gespannt auf eure Mails!


Chapter 2

Es geschah das, wovor Yarik sich gefürchtet hatte. Die Wache hielt nun die Mütze in der Hand, während das schwarze Haar des Mädchens sich langsam um seine Schultern schmiegte. Yarik war sofort herumgefahren und hatte das Mädchen gepackt. Er hatte es nun fest im Griff mit der Klinge seines Dolches am Hals. Die Wache sah verwirrt von der Mütze auf Yarik und das Mädchen. Es dauerte einige Sekunden bevor sie begriff, was im Gange war.
Die Mütze fiel zu Boden und im gleichen Moment, versuchte die Wache ihr Schwert zu greifen.
"Das würde ich an deiner Stelle nicht wagen!", drohte Yarik und drückte seinen Dolch fester an den Hals des Mädchens.
Aus einem kleinen Schnitt quoll ein wenig Blut.
Die Wache ließ davon ab das Schwert zu ziehen, stattdessen grinste sie.
"Glaubt er, er kommt lebend hier raus. Tze... Sobald du diesen Flur mit ihr verlässt, werden alle Soldaten hinter dir her sein."
Yarik ging ein Stück vorwärts, dabei achtete er darauf, das die Klinge seines Dolches das Mädchen nicht noch weiter verletzte. Als er an der Wache ankam, drückte er das Mädchen ein Stück nach links.
Schmerz. Ein Schrei. Blut. Schwarz. 

Das erste, was Yarik wahrnahm war ein stechender Schmerz an seinem Hinterkopf. Als er versuchte sich aufzurichten, spürte er die kalten Ketten.
Sofort öffnete er seine Augen.
Es war ihm innerhalb einer Sekunde klar, wo er war und was geschehen sein musste. Ihm gegenüber befanden sich Eisenstangen und ein Wachmann, der ihm den Rücken zugewandt hatte. Also ein Verließ. Kein großes Hindernis. Die Ketten waren Yariks einziges Problem.
Was geschehen war? Jemand musste sich von hinten an ihn geschlichen  und ihn niedergeschlagen haben.
Yarik richtete sich auf und beobachtete den Wachmann. Er wandte sich nicht um, als Yarik sich bewegt hatte. Entweder er war schwerhörig oder nicht so dumm wie andere und konnte sich denken, dass Yarik wach war.
Ein Plan musste her. Yarik musste aus diesem Kerker. Ob er die Geiselnahme ein weiteres Mal versuchen würde, war eine andere Frage. Sein vorrangiges Ziel war: Entkommen.
Er schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Auf die Geräusche in seiner Umgebung, wie das Atmen des Wachmannes oder die Schreie aus dem Folterraum, die man kaum wahrnehmen konnte. Dann versuchte Yarik seinen Atem zu beruhigen, um den Herrn der Finsternis zu wecken. Ein schwacher Schatten hatte sich bereits über Yarik gelegt als seine Konzentration durch das Öffnen einer Tür gestört wurde. Das monströse Quietschen ließ ihn zusammenschrecken. Es folgten Schritte und eine ihm vertraute Stimme, die mit einer tiefen Männerstimme stritt.
"Du hast mir gar nichts zu sagen! Schließlich bist du nicht mein Vater!", sagte die Mädchenstimme.
"Aber ich sage Ihnen, was Ihr Vater wünscht", protestierte die Männerstimme.
Yarik ahnte Schlimmes. Diese Stimme. Sie verhieß nichts Gutes.
"In dem Fall werde ich mich auch meinem Vater widersetzen. Ich will doch nur den Gefangenen sehen!"
Nun standen die beiden Parteien vor Yariks Zelle.
Die schwarzen Haare des Mädchens, die bei ihrem letzten Treffen offen gewesen waren, waren nun zu einer kunstvollen Frisur gesteckt worden. Den Körper, den zerlumpte Kleidung bedeckt hatte, bedeckte nun ein edles Kleid. Es war eine Art roter überwurf, der über einem goldenen Kleid lag. Hinzu kamen mehrere Ringe, eine Kette und einige Edelsteine, die sich in der Frisur befanden.
Das Mädchen lächelte Yarik an. Wahrscheinlich lächelte es wegen Yariks entgleistem Gesichtsausdruck.
Neben ihr stand ein junger Mann. Vielleicht eine Leibwache, die - nach Yariks kläglichem Versuch - beauftragt worden war. Er war trainiert und konnte Yarik vielleicht im Zweikampf besiegen. Außerdem trug der Mann ein Schwert bei sich. Im Normalfall wäre es für Yarik nicht schwer gewesen eine bewaffnete Wache zu besiegen oder mit dem Gedanken zu spielen, aber dieser Mann – mit seinem blonden Haar und der dicken Rüstung – strahlte etwas aus, dass Yarik zurückschrecken ließ.
"Der Arme...", murmelte das Mädchen.
Sein Begleiter sah es schockiert an.
"Sie haben Mitleid mit einem Mörder?!"
"Ja. Vielleicht blieb ihm keine andere Wahl. Vielleicht wurde er gezwungen. Vielleicht kann er nur so seine Geschwister ernähren, die alle verwaist sind. Und..."
Das Mädchen begann zu schluchzen. Der Mann wurde panisch und kramte in einer Tasche.
"Oh, Aslan... Ich möchte alleine mit ihm sprechen. Vielleicht kann ich etwas bewirken..."
Yarik sah das Mädchen mit großen Augen an. Es hatte sich komplett verändert.
"Aber... Was ist, wenn...?"
"Aslan, er ist in Ketten gelegt und in einer Zelle. Glaubst du wirklich er könnte mir etwas anhaben?"
Aslan sah etwas verunsichert aus. Es dauerte eine Weile bis er ihnen den Rücken zudrehte und man die Tür hörte. Der Wachmann war mit ihm verschwunden.
"So, das hätten wir. Wie werden wir denn jetzt die Ketten los..?", murmelte das Mädchen zu sich selbst.
Yarik sah ihm verwirrt zu, wie es an die gegenüberliegende Wand ging und das Schlüsselbrett betrachtete, sich einige Schlüssel nahm und versuchte die Tür zu öffnen. Es dauerte eine Weile, bis Yarik etwas sagen konnte: "Das nützt nichts. Glaubst du wirklich, dass man die Schlüssel so nah an den Zellen aufbewahrt. Der Kerkermeister trägt sie mit sich rum."
"Sei still!"
Das Mädchen schloss seine Augen. Dann legte es die Stirn in falten. Es sah aus als benötigte es für etwas einen großen Kraftaufwand. Yarik konnte nicht erkennen wofür, denn es tat sich nichts.
Das Mädchen stand wie versteinert. Einen Schlüssel im Schloss und eine Hand daran.
Plötzlich drehte es den Schlüssel und die Tür ging auf.
"Ha!", entfuhr es dem Mädchen. "Der Kerkermeister ist kein Hindernis!"
Yarik klappte der Mund auf. Die Bewohner der Burg waren wirklich naiv, wenn sie die Schlüssel so nah an den Zellen aufbewahrten.
"Jetzt nur noch die Ketten..."
Das Mädchen hockte sich hinter Yarik. Es bewegte sich wieder nicht.
Schon nach kurzer Zeit spürte Yarik Wärme zwischen seinen Schulterblättern. Unstetig breitete sie sich aus oder wurde stärker. Nicht Unangenehm. Dafür war sie am Anfang zu schwach gewesen, doch auffallend. Dann erlosch die Wärme und man hörte ein Knacken und Ketten, die zu Boden fielen.
Yarik drehte sich sofort um und sah das Mädchen an. Es hatte ein Lächeln aufgesetzt und zuckte unschuldig mit den Schultern.
Ein Rätsel.
"Jetzt bist du an der Reihe. Was machen wir als nächstes? Du willst mich doch noch immer entführen, oder? Sag mir bitte nicht, dass ich umsonst geschauspielert habe! Der arme Aslan..."
Ein Plan. Es hatte alles geplant. Alles war ein Spiel gewesen, damit es mit Yarik mitkonnte. Wieso? Wieso wollte es zu Assassinen? Es wusste nicht, was geschehen würde und wollte dennoch ins Ungewisse. Es hatte hier doch ein friedliches Leben. Wieso wollte es es gegen Gewalt und Tod eintauschen?
"Eine Bedingung...", flüsterte Yarik.
Es war das einzige, was er zu Stande brachte. Sein Hals war trocken und Räuspern verschlimmerte den Schmerz nur noch.
"Alles!", erwiderte das Mädchen sofort.
"Du musst mir...", Yariks Stimme brach weg.
Genau rechtzeitig, denn die Tür öffnete sich und jemand kam an die Zelle. Aus Reflex packte sich Yarik das Mädchen und wirbelte panisch herum.
Jetzt war alles vorbei. Niemand konnte ihn nun retten.


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